Welche Wirkung hat die Natur auf die Gesundheit?

Wie sich die Natur auf die Luftqualität auswirkt und wie das wiederum unsere Gesundheit beeinflusst

Die Pflanzenwelt trägt zur Reduzierung von Schadstoffen und Feinstaubartikeln bei, indem sie diese aufnimmt. Gleichzeitig verbessern Bäume auch indirekt die Luftqualität durch Kühlung der städtischen Umgebung, weshalb Energie eingespart werden kann. Allerdings können Bäume auch Kohlenwasserstoffe freisetzen, die beispielsweise als Vorläufersubstanzen von Ozon fungieren können. Auch die Pollenproduktion bzw. -freisetzung wirkt sich negativ auf die Luftqualität aus, sodass Allergien und Asthma bei Menschen verschlimmert werden können. Dieser gesundheitliche Aspekt kann auch nicht durch die Schadstoffbeseitigung kompensiert werden.

Wie sich die Natur auf die körperliche Aktivität auswirkt und welche Folgen das für unsere Gesundheit hat

Die Naturausstattung ist für viele Menschen ein Grund, lieber spazieren zu gehen oder Rad zu fahren. Aber wichtiger als die Naturausstattung sind die Aspekte Distanz zum Ziel, Verfügbarkeit von geeigneten Wegen und Sicherheit. Wie „grün“ ein Arbeitsplatz gestaltet ist, scheint also wenig zur Menge an körperlicher Aktivität beizutragen. Die Befunde zum Zusammenhang zwischen der körperlichen Aktivität und der Natur sind allerdings sehr gemischt. Negative (non-kausale) Zusammenhänge könnten damit begründet werden, dass das Erreichen der Natur mit einer weiten Distanz verbunden ist, zunehmend mehr Menschen ein Auto besitzen und Parkplätze nahe des eigenen Zuhauses weniger kosten und besser verfügbar sind. Dabei fördert körperliche Aktivität die physische und mentale Gesundheit und sie scheint auch eine wichtige Verbindungsstelle zwischen der Natur und Gesundheit zu sein. Doch untersuchten bisher nur wenige Studien, inwieweit das Maß an körperlicher Aktivität den Zusammenhang zwischen der Natur und der Gesundheit vermittelt.

Wie sich die Natur auf die soziale Kohäsion auswirkt und welche Folgen das für unsere Gesundheit hat

Soziale Kohäsion beschreibt geteilte Werte und Normen, positive Beziehungen und Akzeptanz- und Zugehörigkeitsgefühle, was häufig in Nachbarschaften erlebt werden kann. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen sozialen Beziehungen und der Gesundheit / dem Wohlbefinden, z.B. auch in Nachbarschaften. Auch wurden positive Zusammenhänge zwischen sozialer Kohäsion und der natürlichen Umgebung gefunden. Der Zusammenhang zwischen der „Grünheit“ der Umgebung und den sozialen Kontakten scheint durch den Gebrauch von Gemeinschaftsplätzen vermittelt zu werden. Des weiteren werden soziale Kontakte mit der eigenen Sicherheit positiv assoziiert (außer in städtischen Gebieten bei umschlossenen Grünflächen). Weitere Studien zeigen, dass Anwesen mit mehr Grünanteilen weniger aggressives Verhalten anzeigen und mit weniger Verbrechen assoziiert sind. Da das Forschungsfeld bisher allerdings wenig untersucht ist, bleibt es fraglich, ob soziale Kohäsion, Kriminalraten und aggressives Verhalten wirklich die Beziehung zwischen Natur und Gesundheit vermitteln.

Wie sich die Natur auf die Stressreduktion und damit auf die Gesundheit auswirkt

Sich in der Natur aufzuhalten, schafft Distanz zu Stressoren und senkt die wahrgenommene Salienz, sodass adaptive Ressourcen wiederhergestellt werden können. Da der Aufenthalt in der Natur dazu beiträgt, adaptive Ressourcen zu erhalten, kann das Risiko für Krankheiten, wie z.B. chronischer Stress, reduziert und so das subjektive Wohlbefinden gesteigert werden. Allerdings betrifft der größte Teil der Befunde nur die kurzfristig erholsamen Begegnungen mit der Natur.

Ab wann ein Aufenthalt in der Natur Auswirkungen auf die Gesundheit hat

Aktuelle Befunde zeigen, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden signifikant steigen, wenn Menschen mindestens 120 Minuten in der Woche in der Natur sind. Dabei ist es nicht relevant, wie diese 120 Minuten aufgeteilt oder ob sie an einem Tag in der Woche absolviert werden. Bei 200 bis 300 Minuten Aufenthalt in der Natur in der Woche flacht diese positive Beziehung ab bzw. sinkt sogar wieder. Es ist aber nicht nur die Natur an sich, die die Gesundheit und das Wohlbefinden steigern. Es ist vielmehr die Bewegung, die damit verbunden ist und die positive Beziehung antreibt.

Ein Beitrag von Viviane Rudi.

Weiterführende Literatur

Hartig et al. (2014). Nature and Health. Annual Review of Public Health, 35

White et al. (2019). Spending at least 120 minutes a week in nature is associated with good health and wellbeing. Scientific Reports, 9.